Handbuch Soziale Ausschließung und Soziale Arbeit SpringerLink

Diệu Linh

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Soziale Ausgrenzung, Exklusion Psychologie

Dies spricht dafür, dass der im zeitdiagnostischen Modell angesprochene Mechanismus der sozialen Exklusion tatsächlich relevant ist. Allerdings konnten die Unterschiede in der Exklusionswahrnehmung zwischen Schweizer Staatsbürgern und Ausländern sowie zwischen den Schweizer Sprachregionen auf der Grundlage von objektiven Divergenzen der sozioökonomischen Lage und der sozialen Isolation nicht erklärt werden. Das Konzept der sozialen Exklusion hat sich in den Sozialwissenschaften in unterschiedlichen Verwendungsweisen etabliert. In unserem Beitrag haben wir als eine gesellschaftstheoretische Variante die zeitdiagnostische Konzeption mit ihren zentralen Thesen aufgegriffen. Aufgrund der zentralen Bedeutung von sozialer Zugehörigkeit als menschlichem Grundbedürfnis haben wir einen von Bude und Lantermann entwickelten Index zur Messung des Exklusionsempfindens in das Zentrum der empirischen Studie gestellt, um vier Thesen dieser zeitdiagnostischen Konzeption empirisch zu untersuchen. Der Begriff der sozialen Exklusion hat in den Sozialwissenschaften eine erstaunliche Karriere erfahren.

Wenn lediglich eine objektive Benachteiligung vorliegt, sprechen die beiden Autoren von Marginalisierung, aber nicht von Exklusion. Für die Analyse von Exklusionsprozessen reicht damit der Fokus auf die objektive Lage nicht aus, sondern als abhängige Variable muss betrachtet werden, ob Menschen sich tatsächlich als exkludiert wahrnehmen. Betonred Schweiz Auch wenn die subjektive Wahrnehmung von sozialer Exklusion von entscheidender Bedeutung ist, beruht diese auf einem komplexen, mehrdimensionalen Prozess, der im Folgenden erläutert werden soll. Drittens haben wir in unserer Studie die These untersucht, ob die sozioökonomische Lage und die soziale Isolation von Personen, als zentrale Elemente des Exklusionsprozesses im zeitdiagnostischen Modell, mit der Exklusionswahrnehmung kovariieren.

Sowohl eher jüngere als auch eher hochbetagte Menschen fühlen sich stärker exkludiert als Menschen in mittleren Altersgruppen. Ferner konnte in den Analysen drittens aufgezeigt werden, dass Menschen ohne Schweizer Staatsbürgerschaft sich in stärkerem Maße exkludiert fühlen. Schließlich konnte viertens auch festgestellt werden, dass die beiden großen sprachlichen Minderheiten in der Schweiz, die französisch- und die italienischsprachige Bevölkerung, sich in stärkerem Maße als ausgeschlossen wahrnehmen.

Zygmunt Bauman: Exklusion als Kehrseite der flüchtigen Moderne

Der Ausschluss erfolgt meistens gegen die Zustimmung des Ausgeschlossenen und wird vom Rest der Gruppe vorangetrieben.Psychologisch betrachtet kommt es oft zur Exklusion, da die Verbliebenen eine gewisse Macht über den Ausgeschlossenen ausüben wollen. Denn sozialer Ausschluss ist gleichbedeutend mit sozialen Abstieg innerhalb der Gruppe und den angrenzenden Gruppen. Sehr oft geht die Abwertung bis zur Diskriminierung oder Mobbing, weshalb Ausgeschlossene seelisch und auch körperlich leiden. Bei der Durchsetzung meritokratischer Prinzipien kommt Bildungsinstitutionen ein zentraler Stellenwert zu. Sie sollen junge Menschen mit unterschiedlichen familiären Startbedingungen gemäß deren erkennbaren Talenten bestmöglich fördern (“soziale Chancengerechtigkeit”), dementsprechend optimal qualifizieren und diese leistungsabhängig für unterschiedliche Ausbildungswege selegieren.

Gemäß den Verfassern des Vorwortes (Anhorn/Bettinger) lagen der Tagung ein politisch-praktisches und einwissenschaftlich-theoretisches Motiv zugrunde. Exklusion bezeichnet den Akt oder Prozess, durch den Individuen oder Gruppen von gesellschaftlichen, wirtschaftlichen oder politischen Aktivitäten ausgeschlossen oder marginalisiert werden. Diese Exklusion sozialer Gruppen kann verschiedene Ursachen haben, darunter Behinderungen oder soziale Benachteiligungen, und führt oft zu einer Relegation an den Rand der Gesellschaft. Es ist wichtig zu beachten, dass Exklusion und Marginalisierung von Individuen nicht immer mit wirtschaftlicher Benachteiligung einhergehen, da auch nicht-arme Gruppen betroffen sein können. Die Auswirkungen sind weitreichend und beeinflussen die Teilhabe an gesellschaftlichen Aktivitäten und die politische Teilhabe. Programme zur Qualifizierung, Umschulung und sozialen Beschäftigung (z. B. über Jobcenter oder ESF-finanzierte Maßnahmen) zielen darauf, benachteiligte Gruppen wieder in Erwerbsprozesse einzubinden.

  • Einige dieser Theorien konzentrieren sich auf die strukturellen Faktoren, während andere sich auf individuelle oder gruppenbezogene Dynamiken konzentrieren.
  • Außerdem soll die berufsspezifische Ausbildung, insbesondere im Rahmen der dualen Ausbildungsinstitutionen, sicherstellen, dass die erworbenen Qualifikationen auf Arbeitsmärkten entsprechend nachgefragt werden.
  • Die Auswirkungen sind weitreichend und beeinflussen die Teilhabe an gesellschaftlichen Aktivitäten und die politische Teilhabe.
  • Allerdings muss berücksichtigt werden, dass ein nicht unerheblicher Anteil der Bevölkerung sich nicht als vollständig inkludiert wahrnimmt.
  • Der statistische Effekt für das Einkommen verschwindet bei Berücksichtigung der finanziellen Zufriedenheit, wird also durch diese vermittelt (Tab. A2 im Online-Anhang).
  • Inklusion ist damit nicht nur ein Ziel, sondern ein sozialer Zustand, der immer wieder neu hergestellt werden muss.

Zweitens muss bei der Interpretation der deskriptiven Ergebnisse berücksichtigt werden, dass bestimmte, von Exklusion potenziell betroffene Personengruppen für Umfragen kaum zu erreichen sind. Darüber hinaus könnte vermutet werden, dass auch in ihren Wohnungen lebende, sozial isolierte Menschen für Befragungen schwerer zu erreichen sind. Könnte man diese Personengruppen befragen, würde möglicherweise ein höherer Anteil von Personen resultieren, die sich als exkludiert wahrnehmen (Schnell 1991). Dies ist auch für einige der untersuchten Variablen durchaus plausibel, so ist schwer vorstellbar, wie das Exklusionsempfinden die Staatsangehörigkeit oder das Alter beeinflussen könnte. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die psychologischen Konsequenzen von sozialer Exklusion zum Teil so gravierend sein können, dass tatsächlich Prozesse denkbar sind, die von sozialer Exklusion zu verstärkter sozialer Isolation, beruflichem Misserfolg und daraus resultierender Armut führen könnten. Insofern wäre das Exklusionsempfinden ein Konzept, das in vorhandene Längsschnittdatensätze aufgenommen werden sollte, um seine langfristigen Einflussgrößen und kausalen Wechselwirkungen zu bestimmen.

Der statistische Effekt für das Einkommen verschwindet bei Berücksichtigung der finanziellen Zufriedenheit, wird also durch diese vermittelt (Tab. A2 im Online-Anhang). Als dritte Dimension der Einschätzung der persönlichen Lage wurde das Gefühl der Einsamkeit als Indikator der wahrgenommenen sozialen Isolation berücksichtigt. Die Effekte der objektiven Indikatoren der sozialen Isolation (soziales Netzwerk, regelmäßiges Treffen enger Freunde) verringern sich unter Berücksichtigung der Einsamkeit sehr deutlich, werden also durch diese vermittelt (Tab. A2 im Online-Anhang).

Bei diesen handelt es sich um den ventralen anterioren cingulären Kortex, die Colliculi superiores, den rechten dorsalen präfrontalen Kortex und die Caudatus-Region. Äußerten zwei der Konfidenten sich abfällig über die Argumente des Probanden, so stiegen bei diesem sowohl die Herzfrequenz als auch der Blutdruck. Stimmte der dritte Konfidenten sich daraufhin allerdings positiv dem Probanden gegenüber und unterstützte ihn in seinen Aussagen, so sank das Stressniveau wieder ab und der Proband fand wieder in seinen emotionalen Ausgangzustand zurück. Zudem hat sie auch einen positiven Einfluss auf deine seelische und körperliche Gesundheit. Wenn wir uns von anderen gemocht fühlen, möchten wir ihnen normalerweise nicht zur Last fallen. Wenn es uns selbst schlecht geht oder wir krank werden, belastet das auch diejenigen, die uns nahestehen.

In der systemtheoretischen Verwendung des Begriffs geht es vor allem um die Frage, wie Personen innerhalb der Teilsysteme der funktional differenzierten modernen Gesellschaft adressiert werden. Die zeitdiagnostische Verwendung des Begriffs, die auch in der öffentlichen Diskussion auf große Resonanz gestoßen ist, sieht soziale Exklusion als ein Konzept, das zentrale Merkmale von Gegenwartsgesellschaften erfasst. Im Mittelpunkt unseres Beitrags soll insbesondere die zeitdiagnostische Verwendung des Konzepts stehen, deren zentrale Thesen empirisch geprüft werden. Viertens haben wir im Anschluss an das Modell von Bude und Lantermann (2006) auch die These geprüft, ob die subjektive Wahrnehmung der eigenen Lage für das Exklusionsempfinden eine entscheidende Rolle spielt. Hier wurde deutlich, dass insbesondere die wahrgenommene Einsamkeit, aber auch die Einschätzung der eigenen finanziellen Situation von besonderer Bedeutung sind.

Im Bereich der sozialen Stadtentwicklung fördern Bund, Länder und Kommunen Programme wie „Soziale Stadt“ oder „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf“, um benachteiligte Quartiere aufzuwerten, Begegnungsräume zu schaffen und soziale Infrastruktur zu stärken. Diese drei Säulen bilden gemeinsam die Grundlage für eine inklusive Gesellschaft, die nicht nur formale Gleichheit garantiert, sondern auch soziale Zugehörigkeit ermöglicht. Auch für Polizei und Sicherheitsinstitutionen ist soziale Exklusion ein bedeutsames Thema. In sozial deprivierten Quartieren häufen sich mitunter polizeiliche Einsätze, etwa aufgrund von Eigentumsdelikten, Drogenhandel oder Gewalthandlungen.

Einleitung: Kontexte, Genese und Diskurse sozialer Ausschließung

Betrachtet man die Effektgrößen der weiteren Variablen aus Modell1, so zeigt sich in Modell 2 lediglich, dass die Alterseffekte kleiner werden. Diese werden sowohl durch das Einkommen als auch durch die sozialen Kontakte vermittelt (Tab. 2 im Online-Anhang). Dagegen verändern sich die Effektgrößen der Staatsbürgerschaft und der Sprachregionen in Modell 2 im Vergleich zu Modell 1 kaum. Die Nachberufsphase wird teilweise mit einer verminderten Möglichkeit der Teilhabe am sozialen Leben verbunden, da sozial relevante Rollen wegfallen (Dunkel et al. 2019, S. 74). Diese Gefühle der sozialen Exklusion verstärken sich, wenn das gesellschaftliche Altersbild negativ ist und Alter als Defizit im Leistungswettlauf sieht (Beyer et al. 2017). Bei älteren Personen, welche keinen Zugang zum Internet haben oder neue technische Lösungen, wie z.

Sie zeigen auch, dass dieselben Mechanismen, die zu einem zufälligen Ausschluss führen, dazu beitragen können, das Entstehen der sozialen Ausgrenzung zu verringern. Soziale Inklusion zielt auf die (Wieder-)Herstellung gleichberechtigter Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen – unabhängig von Herkunft, Status, Bildung oder sozialem Kapital. Inklusion ist dabei nicht als bloßes Gegenstück zur Exklusion zu verstehen, sondern als aktiver Prozess, der strukturelle Barrieren abbaut, Anerkennung fördert und gesellschaftliche Diversität als Ressource begreift.

Geschlecht und sozialer Ausschluss. Vom Ausschluss durch Einschließen

Diese ist deshalb von Vorteil, da sie uns beim Stressabbau hilft und sich damit auch positiv auf unsere psychische und körperliche Gesundheit auswirkt. Außerdem bilden Migrantenkinder im Hinblick sowohl auf primäre als auch auf sekundäre Effekte eine “Risikogruppe”. Ökonomisches Kapital ist meist in vergleichsweise geringem Maße vorhanden, und das kulturelle Kapital der Eltern ist hierzulande als Ressource tendenziell weniger hilfreich. Insbesondere wenn die Deutschkenntnisse der Eltern mangelhaft sind, haben auch die Kinder mit Sprachproblemen zu kämpfen, die ihr schulisches Leistungsniveau nach unten drücken. Rückkehrabsichten, erwartete Diskriminierung auf Arbeitsmärkten und geringere Kenntnisse der Eigenheiten deutscher Bildungsinstitutionen sind weitere Faktoren, die sekundäre Effekte verstärken, indem sie den erwarteten Nutzen des Bildungserwerbs senken beziehungsweise dessen Kosten sowie das Risiko von Fehlentscheidungen erhöhen.

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